Freitag, 18. August 2017

Saatgut selbst vermehren

Wie schon vorher erwähnt, versuchen wir so unabhängig zu werden, wie möglich. Dazu gehört auch, eigenes Saatgut zu vermehren. Deshalb verwenden wir ausschließlich samenfestes Saatgut, also solches welches auf natürlichem Wege vermehrt werden kann. Durch die Auswahl von gesunden, ertragreichen Sorten, die schmecken und eine gute Standorteignung aufweisen, kann man langfristig seine Ernte sichern und ggf. sogar noch kontinuierlich verbessern.

Selektionskriterien

Dafür wählt man Pflanzen nach festgelegten Selektionskriterien aus, die man wiederum priorisieren sollte. Unsere Selektionskriterien in priorisierter Reihenfolge sind:
  1. Geschmack
  2. Krankheitsresistenz
  3. Witterungsunempfindlichkeit
  4. Lagerfähigkeit / Konservierungseignung
  5. Ertrag
  6. Reifezeitpunkt
Wenn mindestens vier der Kriterien positiv erfüllt sind, wird das Saatgut der aktuellen Sorte vermehrt. Sind wir uns nicht sicher, entscheidet die Menge an hochpriorisierten Kriterien. Wenn also ein gesundwachsendes Gemüse schnell reift und einfach zu konservieren ist, qualifiziert es sich nur durch einen guten Geschmack auch zur Vermehrung. Ist es aber nur ertragreich und nicht gleichzeitig auch lecker, wird es im Folgejahr nicht mehr angebaut.


Schwierigkeitsgrad

Saatgutvermehrung ist nicht immer so einfach wie bei z.B. Bohnen oder Ringelblumen, die man einfach trocknet und im nächsten Jahr wieder aussät. Besonders wenn es sich um Pflanzen handelt die einen zweijährigen Vermehrungsrhythmus haben und ggf. sogar schwer zu überwintern sind, ist die Vermehrung schwierig.
Pflanzen mit einem zweijährigen Rhythmus sind z.B. Karotten, Fenchel, Rote Beete, Mangold, die meisten Kohlsorten, Zwiebeln und Pastinaken. Manchmal blühen solche Pflanzen schon im ersten Jahr, dann sollte man es vermeiden, von diesen Pflanzen Saatgut zu gewinnen. Man selektiert so nur frühes Blühen.
Bei einigen kommt die Schwierigkeit hinzu, reines Saatgut zu produzieren. Kohlarten und Gurkengewächse (Kürbis, Zucchini und Gurken) kreuzen sich untereinander sehr leicht.

Durchführung

Um Saatgut nun praktisch zu vermehren lässt man zunächst eine oder eine handvoll Pflanzen (je nachdem ob es sich um Selbstbestäuber handelt oder nicht) stehen bis sie blühen. Nach erfolgreicher Befruchtung werden Samenstände ausgebildet. Je nach Pflanzenfamilie sehen diese sehr unterschiedlich aus. Kohlgewächse bilden z.B. Schoten aus, die nachdem sie getrocknet sind, ausgedroschen werden können.

Zwiebelgewächse bilden wunderschöne kugelige Blütenstände aus, die ebenfalls nachdem sie getrocknet sind ausgedroschen werden können.


Zur Reinigung der Samen von ihren Hüllen sieben wir alles gründlich und lassen die Samen immer wieder bei moderatem Wind in eine Schüssel fallen. Die Samen sind schwerer als ihre Hüllen und werden weniger stark abgelenkt. So werden die Samen relativ sauber und können bis ins nächste Jahr gelagert werden, bis sie ausgesät werden.

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