Donnerstag, 22. Juni 2017

Die Geschichte vom Kartoffelkäfer

Vorletztes Wochenende war die Aufregung wieder groß, als wir plötzlich viele kleine orange-rote Larven an stark angefressenen Kartoffelpflanzen entdeckten. Es hingen hunderte an den Blättern und kauten genüsslich an unseren Blauen Schweden und Frühkartoffeln. Nachdem der erste Schock überwunden war, kam die Panik. Es handelte sich um Kartoffelkäferlarven.

Wahrscheinlich hat jeder schon von den verehrenden Auswirkungen eines Kartoffelkäferbefalls auf die Kartoffelernte gehört und weiß, dass diese Insekten für einige größere Hungersnöte verantwortlich waren. Im zweiten Weltkrieg und in der DDR bezichtigten sich die gegnerischen Mächte übrigens regelmäßig gegenseitig Kartoffelkäfer über feindlichem Gebiet abzuwerfen und nutzten den gefürchteten Schädling so zu Propagandazwecken.
Bisher hatte ich noch keine Bekanntschaft mit diesem Schädling gemacht und war eigentlich auch ganz froh darüber. Nun, da er sich offensichtlich bei uns niedergelassen hat, gilt es zu handeln.

Um einen Schädling bekämpfen zu können muss man seinen Lebenszyklus verstehen. Die 6 - 11 mm großen weiblichen Käfer legen bis zu 1000 gelb-orange Eier auf die Unterseite von Kartoffelpflanzen. Abhängig von der Temperatur schlüpfen die roten Larven mit schwarzen Punkten an der Seite innerhalb von 4 - 15 Tagen. Es gibt insgesamt vier Larvenstadien. Im vierten Stadium kriechen sie in den Boden um sich zu verpuppen und nach circa 4 - 6 Wochen als adulte Kartoffelkäfer wieder aus dem Boden zu kommen. Dadurch sind zwei Vermehrungszyklen pro Jahr möglich. Die Käfer überwintern anschließend im Boden.
Es ist also wichtig, die Larven zu beseitigen noch bevor sie sich im Boden weiter verpuppen.


 
Im Internet sind einige Bekämpfungsmaßnahmen zu finden. Spritzungen mit Neemölpräparaten sollen im biologischen Gartenbau relativ effizient sein. Außerdem wird empfohlen Kaffeesatz und Gesteinsmehl über die Pflanzen zu streuen. Wirklich wirksam sind diese Methoden wohl aber trotzdem nicht. Besonders wenn man den Larven nicht mit der Chemiekeule zu Leibe rücken möchte, sollte man sie abwechslungsreich bekämpfen, denn sie bilden schnell hohe Resistenzen gegen die eingesetzten Mittel aus.

Wesentlich erfolgsversprechender ist wohl das absammeln und abtöten von Käfern und Larven von den Blättern. Das soll besonders morgens wirksam sein, da die Insekten zu dieser Tageszeit noch relativ immobil sind. Da das aber keiner von uns leisten kann, werden unsere neuen Gäste halt abends abgesammelt. Dafür stellen wir eine Essigsäureverdünnung her und machen ihnen so kurzen Prozess. Sie sollen so weniger stark leiden, aber auch keine Chance haben, zu entfliehen.

Mittlerweile haben wir sowohl Käfer als auch Larven alle zwei Tage abgesammelt, mit einem Neemölpräparat bespritzt, Kaffee und Gesteinsmehl um die Pflanzen verteilt und alle Nachtschattengewächse, also auch Paprika, Tomaten und Auberginen wurden auf Eier untersucht. Da kaum noch Käfer oder Larven an den Pflanzen zu finden sind, hoffen wir, der Spuck ist binnen der nächsten Woche vorbei. Bei der oben beschriebenen Vermehrung, könnte uns aber noch einiges bevorstehen und so heißt es weiterhin alle Pflanzen genau beobachten, um so früh wie möglich eingreifen zu können. Falls bald wieder einige Käfer aus dem Boden kriechen um ihre Eier auf unseren schönen Kartoffeln abzulegen.

Freitag, 16. Juni 2017

Dicke Bohnen - vom Legen bis zur Ernte

Dicke Bohnen sind eines der ersten Gemüse die im Garten reifen. Sie können mitunter schon ab Mai geerntet werden und liegen damit weit vor den meisten anderen Gemüsen. Dadurch haben sie das Potential die Lücke zwischen den letzten Vorräten und der ersten frischen Ernte besser zu schließen. Hier im Rheinland sind sie außerdem die wichtigste Zutat für eines meiner Lieblingsgerichte - Dicke Bohnen mit Speck.

Gelegt werden können Dicke Bohnen entweder im Herbst oder im Frühjahr.
Im Herbst so Anfang November und im Frühjahr ab Ende Februar. In dieser Zeit sind die Pflanzen wärmeempfindlich, weshalb sie im Hochsommer schlechter keimen. Gelegt werden die Samen mit 10 cm Abstand in der Reihe und 0,5 cm tief, denn sie "müssen die Glocken läuten hören" können.
Zu Anfangs sind ihre größten Feinde kleine Nager und Vögel, besonders bei der Aussaat im Frühjahr. Deshalb sollte man die Aussaaten und jungen Pflanzen mit einem Netz oder durch Reisig schützen.


Sind die Dicken Bohnen, die übrigens zur Familie der Erbsen gehören, erst einmal gekeimt, wachsen sie in der Regel ohne größere Probleme und sehr gesund. Wenn man nicht in Blöcken anbaut, sollte man ein kleines Gerüst zur Verfügung stellen, damit die Pflanzen bei starkem Wind nicht abknicken.
Meiner Erfahrung nach, kann ihnen nur noch die schwarze Laus gefährlich werden. Angeblich ist der Befall bei den Herbstaussaaten etwas geringer. Unsere Schutzmaßnahmen waren aber nie gut genug um eine erfolgreiche Herbstaussaat zu bekommen, also kann ich das schwer beurteilen.

Mit schwarzen Läusen befallene Pflanze

Bemerkt man dann den ersten Befall, ist es wie immer ratsam seine Nützlinge zu schonen und auf biologische Bekämpfung zu setzen. Dazu eignen sich z.B. Spritzungen mit Schwarzem Tee und / oder Kaffee, Spülmittel mit Öl und nützlingsschonende Neemöl-Präparate. Einige raten dazu, die Pflanzen zu entspitzen, also einfach die Spitze, in der der Befall in der Regel am größten ist, auszubrechen. Dazu kann ich mich allerdings nicht durchringen.
Bei leichtem Befall bietet es sich außerdem an, die Läuse manuell zu entfernen. Also einen harten Wasserstrahl zu nutzen oder mit der Hand über die Pflanze zu streichen.


Geerntet werden die Schoten, sobald sich die Erbsen im Inneren der Hülse abzeichnen, aber noch nicht blass wirken. In jungen Stadien kann man die Hülsen mitessen. Zum Einfrieren oder Einkochen lohnt es sich aber, die Erbsen aus den Hülsen zu lösen und zu blanchieren. Der Ertrag ist wirklich nicht enorm, aber der feine Geschmack der jungen Erbsen ist es wirklich wert.
Einige große, trockene Hülsen kann man als Saatgut zurückhalten und die Kerne möglichst kühl und trocken lagern. Potentiell können sie von Speisebohnenkäfern heimgesucht werden und sollten deshalb regelmäßig kontrolliert werden.




Mittwoch, 7. Juni 2017

Wühlmäuse bekämpfen

Als ich letztens in den Garten gekommen bin, hat mich fast der Schlag getroffen. Das Beet mit den Paprika, Auberginen und Gurken war fast komplett umgegraben. Die Pflanzen sahen angeschlagen aus und überall konnte ich Gänge und Hügel entdecken.
Nach kurzer Recherche wusste ich, es handelt sich, wie schon vermutet, um eine Wühlmaus.

Wühlmäuse legen Gänge an, die nur kurz unterhalb der Erde verlaufen. Deshalb bildet sich auf der Oberfläche ein Muster aus Schlangenlinien ab. Wenn man nach der Öffnung der Haufen sucht, befindet sie sich in der Regel neben dem Haufen, statt genau darunter. Maulwürfe graben wesentlich tiefer als Wühlmäuse und ihre Gänge befinden sich direkt unter dem Haufen.

Wir wissen, dass wir Wühlmäuse haben, weil sie unsere Wege manchmal aufwerfen und letztes Jahr besonders im Beet mit dem Wurzelgemüse gewütet haben. Einige Pflanzen sahen dann plötzlich etwas schlapp aus und wenn man sie dann vorsichtig angehoben hat, war von den Karotten oder vom Porree nur noch der oberirdische Teil übrig.
Deshalb hatten wir Flaschen im Beet vergraben. Angeblich ist das Geräusch vom Wind in den Flaschenhälsen unerträglich für die kleinen Nager und sie nehmen Reißaus. Kurz darauf wurde der Fraß tatsächlich weniger. Allerdings ist es schwer zu sagen, ob es nun wirklich an den Flaschen lag.

Zwar stehen nur Maulwürfe und nicht Wühlmäuse unter Naturschutz, bei der Wahl der Bekämpfungsmaßnahme, besonders im Gemüsegarten, sollte man aber trotzdem bedenken, dass der Einsatz von Gift auch schädlich für anderen Klein- und Haustiere sein kann. Und das Ausbringen ggf. nicht ganz ungefährlich für einen Selbst ist. Bei Fallen besteht außerdem die Problematik, dass man die lebenden Tiere oder Kadaver auch loswerden muss.
Die Mittel erster Wahl, sollten also diese Probleme umgehen und die Tiere möglichst dazu bewegen "freiwillig" das Feld zu räumen. Kostengünstige Alternativen werden von uns natürlich auch immer bevorzugt.


Zusätzlich zum Eingraben von Flaschen habe ich noch weitere umwelt- und tierfreundliche Methoden gefunden Wühlmäuse zu vertreiben. Dazu gehört z.B. dass ich stark riechende Kräuter auf und in den Gängen verteile. Besonders Wermut und Knoblauch sollten eine gute Wirkung haben. Bald werde ich zusätzlich noch Lavendel auslegen.
Ebenfalls weit verbreitet ist das Einschlämmen der Wege. Das hat außerdem den Vorteil, dass die stark aufgewühlte Erde wieder zurück in den Gang gespült wird und die sichtbaren Schäden etwas verringert werden.

Dieses Wochenende werden wir außerdem noch etwas Essigessenz in die Gänge unter den Wegen kippen. Durch den beißenden Geruch sollten die Nager massiv gestört werden und hoffentlich abwandern, bevor sie sich an unseren Obstbäumen vergreifen.
Es könnte sein, dass sie auch am mysteriösen Untergang unseres Mandelbaums schuld sind.


Donnerstag, 1. Juni 2017

Gartenrundgang im Mai



Der Mai ist wirklich einer der Monate in denen sich der Garten massiv verändert. Plötzlich schein die erste Ernte von Sommergemüse zum greifen nah. Besonders das Gewächshaus platzt plötzlich aus allen Nähten und das Gemüse, welches lange nicht so richtig wachsen wollte, macht richtige Sprünge.

Trotz einiger Rückschläge scheint es, als würde sich alles zum Guten wenden und die Entwicklung des Gemüses nicht allzu stark unter den gemeinen Attacken von Tauben, Läusen und Schnecken zu leiden. Tatsächlich hat sich das meiste wieder erholt und für die Pflanzen, die nicht mehr zu retten sind, gibt es mittlerweile schon wieder Ersatz.



Wir bemühen uns um ein Gleichgewicht aus Nützlingen und Schädlingen im Garten. Dazu muss es Schädlinge geben, um den Nahrungsbedarf der Nützlinge zu decken. Nachdem ich vor allem Läuse an Dill, Dicken Bohnen und Artischocke entdeckt hatte, habe ich nun mit Freude feststellen können, dass fleißige Marienkäfer hunderte Eier in unseren Garten gelegt haben. Ihre gefräßigen Larven vertilgen bis zu 150 Läuse pro Tag, während die ausgewachsenen Käfer mit nur 50 auskommen. Es ist also Hoffnung in Sicht.











In den letzten Tagen hat es zwischendurch immer wieder einige gute Regengüsse gegeben. Die waren nach den letzten Tagen mit über 30 °C auch bitter nötig und ermöglicht uns nicht nur unsere Wassertonnen wieder aufzufüllen, sondern auch den noch nicht so gut etablierten Pflanzen einmal durchzuatmen. Besonders unsere neu gepflanzen Beerensträucher haben sichtlich von der Wärme und dem Regen profitiert
An den wilden Erdbeeren und den Himbeeren kann man auch schon einige gut ausgeprägte Fruchtansätze entdecken, die auf eine reiche Ernte hoffen lassen. Besonders die wilden Erdbeeren sind ein wahres Highlight. Ihr Geschmack ist viel feiner als der von Kulturerdbeeren und erinnert mich immer an den Garten meines Großvaters. Dort wuchsen sie überall und ich bin durch die Beete gerobbt um die süßen Früchte zu naschen.





Eine große Entlastung ist es, dass sich die Menge an Vorzuchten langsam verringert und nicht mehr ständig gegossen werden muss. Die Winteraussaaten nehme ich im geöffneten Frühbeet vor, welches sich nicht so stark aufheizt wie unsere Gewächshäuser.
Auch das Salatbeet leert sich nun endlich. Wir haben zum Glück einige Abnehmer für unseren Salat gefunden, denn es wäre unmöglich diese Salatflut ohne fleißige Esser zu bewältigen. So konnten wir Platz schaffen für unsere Fenchelpflanzung und bald können Folgesaaten von Roter Beete erfolgen.
Eines der nächsten Themen, die an Wichtigkeit gewinnen wird, ist die Produktion von Saatgut für das nächste Jahr. Bei vielen Pflanzen ist es recht einfach Saatgut zu nehmen, wie bei Bohnen, Erbsen, Tomaten, Paprika, Auberginen, Kartoffeln, Kürbissen, Salat und Radieschen. Bei anderen Gemüsen wie Kohlgewächsen, Karotten, Fenchel, Rote Beete, Mangold, Spinat und Zwiebelgewächsen ist es schwerer, weil sie sich nicht nur gerne untereinander verkreuzen, sondern auch zwei Jahre brauchen bis sie Saatgut produzieren.

Überall blüht es grade und wir hoffen bald auch Fruchtansätze sehen zu können. Besonders in den Gewächshäusern explodieren die Pflanzen grade. Die Tomaten blühen mittlerweile alle und es bilden sich ständig neue Geiztriebe, die ausgebrochen werden müssen, damit sich das Tomatenhaus nicht in einen Urwald verwandelt.


Mittlerweile holen auch die Kürbisgewächse auf. Zur Zeit haben wir je drei Gurken und drei Melonenpflanzen im Gewächshaus stehen. Aber auch im Freiland wachsen sie mittlerweile stetig. Nur die sonst so verlässlichen Zucchini sehen zur Zeit noch etwas schwächlich aus.


Jetzt wo das Gemüse anfängt zu blühen ist es besonders wichtig, Insekten zur Bestäubung anzulocken. Um das zu erreichen, haben wir blühende Kräuter wie Lavendel und Ysob, aber auch Blumen wie Ringelblumen, Kapuzinerkresse und Kornblumen in den Beeten untergebracht. Die Farbenpracht soll helfen, nützliche Insekten in unserem Garten anzusiedeln.

Erwähnenswert ist außerdem, dass sich unser "Acker" erstaunlich gut macht. Die blaue Süßlupine hat angefangen zu blühen und lockt scharenweise Bienen an. Wir können also auf eine gute Ernte gespannt sein. Auch die Sojabohnen (die zwei kleinen Reihen) sind sehr gut gekeimt und machen einen soliden und gesunden Eindruck.

Der Kartoffelacker kann sich ebenfalls sehen lassen. Es scheinen fast alle Kartoffeln gut angegangen zu sein. Nur bei den Frühkartoffeln gibt es einige Lücken. Das können wir aber verschmerzen.