Wenn man einen Garten plant, um sich selbst mit allerhand Gemüse, Obst und vielleicht Pilzen zu versorgen muss man sich erst einmal darüber klar werden was man erreichen will.
Man kann z.B. seinen gesamten Kalorienbedarf decken wollen oder nicht mehr auf gekauftes Gemüse angewiesen sein. Dafür bräuchte man dann also vor allem Trockenbohnen, Kartoffeln und Mais, bzw. müsste alles anbauen, was man sonst kaufen würde. Natürlich kann man auch andere Ziele anstreben, wie ein Ersparnis durch den Anbau von vor allem teuren Lebensmitteln. Oder man möchte den besten Geschmack seines Essens garantieren, indem man Lebensmittel anbaut welche besonders große Qualitätseinbußen durch z.B. Lagerung oder Transport erleiden.
Der Geschmack bestimmt den Bedarf
Grundsätzlich
sei einmal gesagt, dass es für die Gemüseselbstversorgung aus dem Garten
unerlässlich ist, die angebauten Nahrungsmittel auch zu nutzen. Ein
ertragreiches Kohlfeld nutzt nichts, solange man nicht bereit ist, den
Kohl auch zu essen. Vorherzusagen, wie viel man dann tatsächlich wovon
braucht, ist aber auch dann extrem schwer. Zum einen weil sich "Gelüste" nicht
vorhersagen lassen und zum anderen weil niemand ständig nur bestimmte Nahrungsmittel in bestimmten Mengen zu sich nimmt. Z.B. habe ich zur Zeit keinen hohen Bedarf an
Trockenbohnen, weil ich keine habe. Hätte ich letztes Jahr mehr als nur
mein Saatgut ernten können, könnte ich die Bohnen im Winter z.B. in Eintöpfen essen oder zu Mehl mahlen.
Es ist also ratsam, seine Vorlieben in die Anbauplanung mit einfließen zu lassen.
Richtwerte können (manchmal) helfen
In dem Buch "Mein Selbstversorger-Garten Monat für Monat" von Wagner, Wendland und Liebreich gibt es zwei hilfreiche Tabellen zum Pflanzenbedarf einer vierköpfigen Familie und dem Ertrag in kg pro 3 m Reihe für einige Pflanzen. Leider konnte ich nicht sehen, auf welche Quellen sich diese Angaben beziehen. Trotzdem können solche Tabellen natürlich als Richtwert dienen.
Schon häufig habe ich den Ratschlag gelesen, man solle einfach aufschreiben was man im Jahr so verzehrt und anhand seiner Supermarktrechnung eine Aufstellung machen. Dass eine solche Berechnung keinesfalls repräsentativ sein kann, versteht sich von selbst. Aber in Bezug auf Selbstreflektion ist so ein Vorgehen sicherlich sinnvoll.
So habe ich mit zum Beispiel Gedanken über meinen Bedarf an gestückelten Tomaten gemacht und festgestellt, dass ich gerne mindestens 3 - 4 Dosen pro Monat esse. Bei 48 Dosen je 500 mL sind das also 24 L Tomatensauce im Jahr. Bei einem Ertrag pro Pflanze von 2 kg und einem Flüssigkeitsverlust durch das Einkochen von ca 20 % bräuchte ich also schon gute 15 Tomatenpflanzen. Hinzu kommt das was man frisch verzehren möchte. In oben genanntem Buch wird aber z.B. der Bedarf einer vierköpfigen Familie nur mit 10 - 14 Pflanzen angegeben.
Nach spätestens 3 Gemüsen machen solche Rechenspiele keinen Spaß mehr und die Literatur zu dem Thema ist auch wenig befriedigend. Es bleiben ungenaue Richtwerte und die Überlegung, dass die trial-and-error-Methode hier für das Feintuning wahrscheinlich zielführender ist als sich tagelang den Kopf zu zerbrechen.
Vielfalt schafft Sicherheit
Meiner Meinung nach ist es außerdem sinnvoll auf Vielfalt im Gemüsebeet zu setzen. Sollte also meine komplette Kartoffelernte von Kraut- und Braunfäule oder einem fiesen Kartoffelkäfer dahingerafft werden, kann ich immer noch auf Topinambur, Kürbis, Buchweizen und Trockenbohnen als Kohlehydratlieferanten umsteigen.
Maß halten gegen Ernteschwemmen
Zusätzlich sollte man sich genau klar machen, was man nur "zum Spaß" anbaut und nicht wirklich braucht. Also sich z.B. schon vor der Pflanzung / Aussaat Gedanken darüber zu machen was man mit dem Zeug eigentlich anfangen möchte.
Dazu ist es sinnvoll zwischen der Deckung des ermittelten Grundbedarfs und den "Experimenten" ein gutes Gleichgewicht herzustellen. Denn natürlich ist es toll eine 10 m Reihe Artischocken beernten zu können, allerdings könnten auch drei Pflanzen ausreichen und der Rest der Fläche für ertragreiches Beerenobst genutzt werden. Bei 10 Johannisbeersträuchern kann man aber auch die Lust an den süß-säuerichen Beeren und vor allem ihrer Verarbeitung verlieren und sollte dies in die Planung einfließen lassen.
Mir ist genau das letztes Jahr mit Kohlrabi und Topinambur passiert. Beides wuchs gut, aber die Kohlrabi wollte niemand essen, weshalb die meisten wieder auf den Kompost gewandert sind. Dieses Jahr gibt es also entweder keine oder nur wenige Kohlrabi. Den Topinambur habe ich einfach unterschätzt. Wir haben dieses Jahr ca. 30 Kilo von diesem Gemüse. 10 Kilo wären aber mehr als ausreichend gewesen. Deshab wird die Anbaufläche dieses Jahr auch gut gedrittelt.
Die "soziale Komponente"
In meine Kalkulationen beziehe ich außerdem gerne noch eine "soziale Komponente" ein. Das heißt, ich möchte gerne meine Familie, Freunde und Nachbarn mit leckerem Biogemüse und frischem Bioobst aus meinem Garten beschenken können. Ohne selbst zurückstecken zu müssen, versteht sich. So weiß ich z.B., dass mein Vater gerne Dicke Bohnen und meine Mutter gerne Rotkohl isst. Ich setze also gezielt darauf, einen kleinen Überschuss zu erwirtschaften um ggf. auch Ausfälle abfangen zu können. Für die Überschüsse ist es dann natürlich wichtig, Kanäle zu besitzen oder aufzubauen, die bereit sind solche Überschüsse aufzunehmen. Meiner Erfahrung nach, freut sich fast jeder über leckeres Biogemüse aus dem eigenen Garten. 10 kg Gurken wird man trotzdem nicht so einfach los. Deshalb gilt auch beim geplanten Überschuss Maß halten als oberste Regel.
Fazit
Genaue Werte gibt es nicht, der Gemüsebedarf zur Selbstversorgung, teilweisen Selbstversorgung oder Bereicherung des Speiseplans muss individuell an Lebensgewohnheiten und -umstände angepasst werden.
Weil das aber sicherlich keine befriedigende Antwort ist, hier einige Zahlen aus meinem Garten:
Knollensellerie 15 Pflanzen
Paprika 15 Pflanzen
Gurken 4 Pflanzen
Zucchini 4 Pflanzen
Mangold 5 Pflanzen
Tomaten 40 Pflanzen
Buschbohnen 10 Meter
Mais 120 Pflanzen
Rotkohl 12 Pflanzen
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