Wie immer kommt es darauf an, was man sich von so einem Projekt verspricht und ob man bereit ist, die anfänglichen Mühen auf sich zu nehmen.
Persönlich verbringe ich sehr gerne Zeit an der frischen Luft und der Garten bietet mir eine gute Möglichkeit dies mit einer sinnvollen Aufgabe zu verbinden. Es liegt in meiner Natur von einem fast unstillbaren Tatendrang gequält zu werden. Diese Zeit im Garten ist also für mich nicht verschwendet sondern effizient genutzt.
Viel körperliche Arbeit, aber nur am Anfang
Die Arbeit, besonders die mühevolle, beschränkt sich in meinem Garten vorwiegend auf strukturelle Veränderungen. Diese sind in den ersten zwei Jahren nahezu vollständig abgeschlossen und bestehen dann vor allem aus Instandhaltungsarbeiten. Besonders weil wir nicht umgraben und viel Mulchen halten sich die wirklich mühevollen Arbeiten in Grenzen.

Anschaffungs und Betriebskosten
Für die meisten Menschen ist jedoch ein ganz anderer Aspekt vorrangig - das liebe Geld.
Ich pachte den Garten, das bedeutet jedes Jahr fällt ein Betrag von etwas mehr als 500 € an. Im Monat sind es etwa 43 €. Diese teilen wir zu Dritt, also ca. 14,5 € pro Monat.
Zusätzlich kommen die initialen Kosten für das Saatgut und die Bepflanzung dazu. Für die Bepflanzung kann man sehr viel Geld ausgeben. Ich bin selbst ein extrem ungeduldiger Mensch und hätte gerne alle Obstbäume und Beerensträucher sofort gekauft und zwar in einer Größe, in der schnelle und hohe Erträge zu erwarten sind. Aber so flüssig war ich nicht als ich den Garten übernommen hatte und so musste ich einen Kompromiss aus Preis und Qualität eingehen. Bei den Obstbäumen habe ich junge Bäume eines Obstbaumversandes bestellt. Mit 20 € pro Baum waren sie nicht ganz billig und bei OBI hätte ich sicher günstigere und größere Bäume bekommen können. Aber mir war wichtig von einem Züchter mit Herz, viel Liebe und vor allem Kompetenz einzukaufen.
![]() |
Johannisbeerstecklinge |
Andere Sparmaßnahmen sind, von Angeboten Gebrauch zu machen. Das heißt nicht unbedingt, bei schlechten Gärtnereien kümmerliche Pflanzen zu kaufen, sondern zum Beispiel bei Restposten in lokalen Gärtnereien zuzuschlagen. Neben einer etwas teureren Heidelbeere, habe ich 2 Heidelbeeren, die ich zusammen für 3 Euro gekauft habe. Für 3 Euro bekommt man eine winzige Schale Bioheidelbeeren, oder in meinem Fall viele Jahre ertragreiche Obststräucher, die meinen Jahresbedarf der leckeren Beeren mit Leichtigkeit decken.
Auch das erste Saatgut muss natürlich gekauft werden und wenn man eine abwechslungsreiche Ernährung anstrebt, kauft man viele verschiedene Sorten, von denen nicht alle im eigenen Garten gut angehen werden. Strebt man ein gewisses Maß an Unabhängigkeit an, kauft man etwas teureres samenfestes Saatgut, welches man dann selbst vermehrt. Das ist mit etwas Arbeit und Expertise verbunden, spart aber langfristig Geld. Erklimmt man das nächste Level, kann man dieses selbstgezüchtete Saatgut mit anderen Gärtnern z.B. auf Saatgutmessen und Tauschbörsen teilen.
Und dann sind da noch die unzähligen Kleinigkeiten, die man über das Jahr verteilt für den Garten kauft wie z.B. Geräte, Anzuchthilfen, Erde und so weiter. Diese Ausgaben sind in der Regel die, die wirklich ins Geld gehen, die ich aber nicht verfolge.
Der Nutzen
Viel wichtiger ist aber, was man für seine Investition bekommt.
Neben der tiefen Befriedigung und Gewissheit, welche die Fähigkeit eigenes Obst und Gemüse anzubauen erzeugt, ist es eine wahre Aromaexplosion mit der das "Biogemüse" aus dem Supermarkt einfach nicht mithalten kann.
Aber mal abgesehen davon: Wie viele Salatköpfe (Bioqualität) kann man für 2,85 € kaufen? Wenn es gut läuft, drei. Von den 1000 Samen in einem Samentütchen für diesen Preis, kann man innerhalb von vier bis acht Wochen bei einer Keimrate von 60 % immer noch 600 (!!!) Salate ernten. Ich habe den Preis einer Salatmischung von biologisch erzeugtem samenfesten Saatgut genommen. Es ist also möglich, mit so einer Investition eine lebenslange Versorgung mit Salat sicherzustellen. Es lohnt sich also - sehr.
Durch kluge und effiziente Platznutzung, dem Verzehr saisonaler Nahrungsmittel und Lagerhaltung ergibt sich für unseren Garten folgende Rechnung für 2017:
Jahrespacht: 520 €
Saatgut: 70 €
Pflanzen: 150 €
Sonstiges: 100 € (Schätzwert)
Total: 840 € (= 280 € pro Person pro Jahr / = 23,33 € pro Person pro Monat)
Alle Werte sind stark gerundet, weil das Jahr erst begonnen hat. Diese Ausgaben decken den Obst- und Gemüsebedarf von 3 Personen in 100 % Bioqualität und ermöglicht uns außerdem einen recht großen Überschuß abzugeben. In den 100 € für "Sonstiges" ist die Ausgabe von etwa 40 € für Rasensamen eingerechnet, welche im nächsten Jahr natürlich nicht mehr anfallen werden.
Faktisch reduzieren sich die Ausgaben für Pflanzen im kommenden Jahr wieder um mindestens 80 %. Alles was wir wollen, haben wir mittlerweile zusammen und würden also nur noch Pflanzen ersetzen müssen, die nicht angehen oder die wir nicht mehr wollen. Auch die Ausgaben für Saatgut werden sich weiter reduzieren, da ich nach wie vor an der Vermehrung meines Saatgutes arbeite.
Die Ernte wird durch die kontinuierliche Verbesserung des Bodens immer reicher ausfallen und auch wenn ich jetzt schon kein Gemüse mehr kaufen muss, wird unser Speiseplan in den kommenden Jahren an Vielfältigkeit zunehmen.
Mit den Jahren verringern sich also die Ausgaben konstant und wenn man es schafft einige Ernteüberschüsse für kleines Geld an Freunde und Familie abzugeben, kann man Kostenneutralität erreichen. Für das kommende Jahr wären wir also bei geschätzten 19 € pro Person pro Monat, der Summe eines günstigen Fitnessstudioabos. Wirklich wirtschaftlich darf ein Kleingarten nicht sein, da dies eine gewerbliche Nutzung und somit abgabenpflichtig wäre.
Mein Fazit
Für etwa 25 Euro im Monat (die sich im Laufe der Jahre noch verringern) kann man weder die gleiche Menge Gemüse im Supermarkt kaufen, noch seine Freizeit so effizient und sinnvoll nutzen wie in einem Gemüsegarten. Ich würde mich immer wieder für einen solchen Garten entscheiden!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen