Sonntag, 26. Februar 2017

Die Philosophie des Mulchens

Ob man mulcht oder nicht ist eine Glaubensfrage. Es handelt sich um ein extrem emotional belegtes Thema. Häufig hat die Einstellung zum Mulchen Auswirkungen auf viele weitere Bereiche des Gärtnerns und bei einigen sogar auf andere Teile ihres Lebens.


Für mich klingt es plausibel, dass eine Beetabdeckung mit organischem Material belebend auf die Bodenorganismen wirkt. Man spricht auch von "Flächenkompostierung", wodurch ersichtlich wird, dass es sich um eine Bereicherung des Bodens handeln muss.
Auch empfinde ich es als einleuchtend, dass durch die Bedeckung weniger Wasser verdunstet und so der Verbrauch an gesammeltem oder gekauftem Wasser gering bleibt. Wasser trifft zusätzlich nicht direkt auf die Erdoberfläche und das Risiko, dass Erde und Nährstoffe weggeschwämmt werden ist geringer. Außerdem nimmt die Geschwindigkeit ab mit der Wasser auf die Oberfläche trifft und hat so die Möglichkeit besser und langfristiger absorbiert zu werden.
Im Winter wird die Erde durch eine dicke Mulchschicht vor Erosion geschützt und gleichzeitig die Temperatur etwas angehoben. Im Sommer lässt die Mulchschicht oft nicht genug Licht an den Boden, sodass das Wachstum von Unkraut reduziert werden kann. Das Unkraut, welches sich gegen die Mulchschicht durchsetzen konnte, lässt sich häufig leicht entfernen, denn es wächst in lockerer, nicht kompomprimierter Erde. Mit einem Jätemesser entferntes Unkraut kann sogar noch als Mulch selber auf der Erdoberfläche liegen bleiben.

 ABER: Mulch sieht einfach nicht sonderlich ordentlich aus! Wenn rottendene Materialien zu dick aufgetragen werden kann der Mulch sogar anfangen zu stinken und beim Umgraben ist es auch eher hinderlich. Besonders wenn man mit Holzschnitzeln gemulcht hat. Mulcht man mit Material, welches Samen enthält, läuft man außerdem Gefahr, sich wieder neue Arbeit zu machen. Auch das Ausbringen und Beschaffen von Mulchmaterial ist mit Arbeit verbunden und muss regelmäßig wiederholt werden.


Für mich überwiegen allerdings die Vorteile. Ich verbringe lieber ein bis zwei Stunden damit Rasenschnitt auf einem Beet zu verteilen als ständig zu gießen und zu harken.
Unter einer großzügigen Mulchschicht komprimiert die Erde nicht so stark wie es bei blanker Erde der Fall ist und das Unkraut hat eine geringere Chance sich durchzusetzen. Umgegraben wird in meinem Garten nur im äußersten Notfall, sodass mich der Mulch dabei nicht stören kann.


Häckselgut zwischen Obstbäumen
Die Erfahrung in meinem Garten hat mir gezeigt, auch wenn ästethische Gesichtspunkte sicherlich gegen dicke Mulchschichten sprechen, lässt sich mit wenig Arbeit (verglichen mit Umgraben und Unkraut jäten) eine nährstoffreiche, lockere und relativ unkrautfreie Erde erzeugen. Unkräuter und auch aus dem Mulch aufgegangene Samen können leicht ausgeharkt werden und bereichern dann auch noch den Boden. Viele mehrjährige Unkräuter wie Ackerschachtelhalm, Giersch, Brennessel und Hahnenfuß lassen sich so nerven- und umweltschohnend in den Griff bekommen.


(Schlecht aufgegangener)
Lebendiger Mulch


Was eignet sich als Mulchmaterial? Alles - von zerkleinerten Pflanzenresten über Unkräuter bis Rasenschnitt, Häckselgut, Stroh und unfertiger Kompost.
Ich persönlich nehme alles, was ich bekommen kann.
Tomaten mögen es z.B. wenn sie mit ihren eigenen Resten gemulcht werden. Erdbeeren werden traditionell mit Stroh gemulcht. Auf meinen Gemüsebeeten nutze ich gerne Rasenschnitt. Dieser ist leicht zu beschaffen und fällt auch in den Nachbargärten regelmäßig an.
Stroh zwischen Erdbeeren
Fortgeschrittene "Mulcher" bauen eigens zum Mulchen Pflanzen an. Dafür eignen sich zum Beispiel Comfrey, Beinwell, Brennesseln und andere. In meinem Garten wächst nur Beinweill, weil ich ihn am Feldrand eines benachbarten Feldes ausgraben konnte.

"Winterdecke" aus Pflanzenresten
Beinwell werden viele postivie Eigenschaften nachgesagt, einige davon konnten ebenfalls wissenschaftlich hinterlegt werden. Traditionell wurde es, wie der Name vermuten lässt, zur Heilung von Knochenbrüchen als Wickel verwendet. Eine seiner bemerkenswertesten Eigenschaften besteht darin, dass seine tiefreichenden Wurzeln Spurenelemente heraufbefördern und diese in den Blättern speichern. In solche Tiefen reichen die Wurzeln einjährigen Gemüses nicht, sodass das Mulchen mit den Blättern des Beinwells Spurenelemente zur Verfügung stellt, die sonst vor allem durch künstliche Dünger zugeführt werden könnten. Bei Comfrey handelt es sich übrigens um einen nahen Verwandten des Beinwells, der vor allem keine so starken Wurzelausläufer ausbildet und aus England stammt. Besonders gerne wird die Variation "Bocking 14" empfohlen.

Nennenswert ist außerdem die Möglichkeit durch die Einsaat von "lebendigem Mulch" eine schützende Schicht auf dem Boden gezielt zu erzeugen. Dazu wird gezielt eine Grüneinsaat vorgenommen und später in den Boden eingearbeitet. In der Regel erfolgt dies zwischen Gemüsereihen.
Dieses Prinzip nutze ich noch nicht, da der lebendige Mulch mit der eigentlichen Kultur konkurriert und zu einer Reduktion des Ertrages führen kann.

Ein ähnliches Prinzip steckt übrigens hinter der Reihenmischkultur nach Gertrud Franck steckt. Hierbei wird zunächst in Abständen von 40 cm Spinat gesät, dazwischen entstehen die Kulturreihen und der Spinat wird abgesenst zwischen den Reihen als Mulch liegen gelassen.

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